Montag, 9. April 2018

Ready for take off, Freiflug für Paare – Bericht von der 33. FreiRaumpARTy

„Diesmal war’s ganz anders!“ durften wir erfreut feststellen, während wir uns in einem mehrere Tage dauernden Landeanflug auf unser Alltagsleben befanden. FreiRaumpARTy hieß der inzwischen nicht mehr ganz fremde Planet, auf dem wir fünf wundervolle Tage verbracht hatten. Das Wurmloch dort hin befand sich wieder im Essentis Biohotel an der Köpenicker Spree, und die Bevölkerung ist unterdes auf 150 Menschen gewachsen. Aber was war denn anders? Mal abgesehen davon, dass es sowieso immer anders ist; Arnold, der Häuptling des Planeten wollte dem Bevölkerungswachstum Rechnung tragen und befand eine große Vorstellungsrunde mit allen TeilnehmerInnen für „dis gäht gahnett“ und trennte uns fein säuberlich nach Männchen und Weibchen, um uns in zwei getrennte Räume in die Vorstellung zu schicken. „Wie?!?“ maulten da manche Männchen (z.B. ich) „Ich will mich doch vor allem den Frauen vorstellen!“ – Typisch Typ möchte mensch meinen, aber was dann geschah…

Nachdem sich alle gezeigt hatten, Name, Herkunft, fallenzulassende Erwartung an die Freiraumparty, und im Männerkreis Raum war für Männerthemen – analog im Frauenkreis – zeigte sich, dass Ängste und Strategien im Umgang von Paaren mit dem freien Raum ein brennendes Thema waren. mehr als die Hälfte der Anwesenden waren schließlich in irgendeiner Form Teil eines Partnerschaftscommitments. Am häufigsten schien mir die Gattung zu der auch Tandana und ich gehörten, die eine Wolke bildete um die Idee „monogam mit abgesteckter sexueller Freiheit“. „Ich möchte mich zeigen, mit etwas, was mich gerade jetzt und hier sehr belastet.“ eröffnete ich das Thema, „Ich bin hier mit meiner Frau, die ich sehr liebe. Ich weiß, dass sie den Wunsch hat, mir Freiheiten zu erlauben, und ich weiß, dass es ihr manchmal leicht fällt, manchmal aber auch sehr weh tut. Ich weiß, dass es wichtig ist, gut in Kontakt zu sein in so einem Raum, aber ich spüre, dass ich mich davon total gebremst fühle. Ich habe große Sehnsucht danach, hier ganz viele Begegnungen zu haben, mich einfach treiben zu lassen und alles geschehen zu lassen, auf meine Liebste dabei achten zu müssen nervt mich. Auf der anderen Seite ist mir unser Commitment wirklich wichtig, und ich möchte nicht, dass sie leidet, ich wünsche mir, dass sie genauso frei und glücklich ist wie ich. Ich fühle mich zerrissen und ratlos.“

Ein Applaus folgte, der durchblicken ließ, dass ich vielen Männern aus der Seele gesprochen habe, und dankbar nahmen einige andere Männer das Thema auf. Einige erzählten von ihren Themen, Gefühlen und Prozessen in diesem Feld, einige andere erzählten, wie sie in ihren langjährigen Beziehungen – einer war seit 40 Jahren verheiratet – Strategien dafür entwickelt haben, und wie es für sie funktioniert. Zum Abschluss des Themas sprach Arnold dann ein paar zusammenfassende Sätze, in seiner unvergleichlichen Art stabile Räume zu schaffen und zu halten; dass wir unsere wundervollen Beziehungen schützen sollen, dass das heilige Räume sind, dass wir Männer zusammenhalten dürfen, dass hier niemand ein Einzelkämpfer ist, dass niemand, der sich Begegnung wünscht, Angst zu haben braucht, „leer“ auszugehen, weil die Welt genug Frauen für uns alle bereit hält und noch einiges andere. Ich fühlte mich unendlich befreit, hatte auf einmal das Gefühl, nicht mehr allein zu sein, sondern umgeben von Menschen, die ich jeder Zeit ansprechen kann, die verstehen werden und helfen wollen, und dass meine Eingangs geäußerten Probleme und Befürchtungen nichtig werden, wenn es so ein achtsames Gruppenbewusstsein für die ganze Situation gibt. Danke und Namasté!

Tandana berichtete mir später, dass sich im Frauenkreis ähnliche Dinge zugetragen hatten. Nach unseren bisherigen Freiraumerlebnissen hatte sie sich die Tage vor dem Fest des Öfteren Zeit genommen in sich zu gehen, mit der Frage „Was brauche ich, damit es mir in diesem Feld gut geht? Wie kann ich für mich sorgen und Chono trotzdem frei lassen?“. Ihre Antwort war, dass sie in der Frauenrunde verkündete: „Ich wünsche mir, dass jede Frau, die eine intime Begegnung mit meinem Süßen hatte – und ich bin mir sicher, davon wird es einige geben – hinterher zu mir kommt und mich in den Arm nimmt.“ Auch im Frauenkreis wurde das Thema dankbar aufgegriffen, Ängste, Befürchtungen, Erwartungen und Erfahrungen ausgetauscht, und auch hier wuchs eine große Solidarität, die für die meisten Anwesendinnen für viel Wärme und Geborgenheit in diesem hochenergetischen Universum Namens Freiraumparty sorgte.

Es funktionierte! Das anfängliche getrennt werden, sich authentisch in der Gruppe verankern, hat dem Schützen des heiligen Beziehungsraumes die Dramatik entzogen, weil der Beziehungsraum auf einmal zum Gruppenanliegen geworden ist, und es nicht mehr die Gruppe war, vor welcher die Beziehung scheinbar geschützt werden wollte. So wurde das AlsPaarinKontaktbleiben spielerisch und es gab viel, viel Freiheit für beide Seiten, wundervolle Begegnungen auch als Paar mit anderen Paaren, zu dritt, zu viert, zu fünft und erstaunlich wenig Irritationen. Die Damen, denen ich begegnet war, gingen tatsächlich in einen tiefen, nährenden Herzkontakt mit Tandana, und die Männer umgekehrt auch mit mir; Mein Bedürfnis danach lag so tief vergraben, dass es mir erst bewusst wurde, als es geschah. Zum Heulen schön war das und ist es immer noch.

Der Rückflug war beherrscht von der Euphorie des Nachklangs von so viel Liebe und Begegnung, das Duo Wolfsmond kam nicht mehr aus dem Staunen heraus, wie sehr sich die Dinge zum Schönen gewendet hatten, wie sehr uns die Freiheit diesmal wirklich genährt hatte, wie wir als Paar daran gewachsen und auch tiefer zusammengewachsen sind – Ja, diesmal war’s ganz anders!

Epilog: Sollte durch diesen Text für Neulinge der Eindruck entstanden sein, es würde sich bei der FreiRaumpARTy um eine reine Sexparty handeln, möchte ich das dringend richtig stellen. Es gibt dort noch mindestens eine Million andere wundervolle Dinge zu erleben und zu teilen und viele der Anwesenden hatten überhaupt keinen Sex und haben die Party trotzdem in tiefsten Zügen genossen. Aber der sexuelle Begegnungsraum der Teil der Party ist hat durch diesen einzigartigen Kontext auch seine ganz eigene Magie und ist für mich persönlich auf jeden Fall das zentrale Feature der Party. Mein Anliegen in diesem Artikel war es, etwas Nahrhaftes zum Thema sexuelle Freiheit in Beziehungen mit euch zu Teilen und nicht einen umfassenden Bericht über die FreiRaumpARTy zu verfassen.

Mit Liebe

Chono

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